Motorradfahren bei Gewitter – gefährlich oder machbar?
Wenn der Himmel plötzlich kracht
Du fährst entspannt durch Vorarlberg, der Sommer brennt auf den Asphalt – und dann zieht’s zu. Erst dunkle Wolken, dann Windböen, ein paar dicke Tropfen… und plötzlich tobt das Gewitter. Gerade im August kann das Wetter in den Alpenregionen schlagartig kippen. Was also tun, wenn du mit dem Motorrad unterwegs bist und die ersten Blitze einschlagen?
Keine Panik – aber auch kein Leichtsinn. In diesem Beitrag erfährst du, wie gefährlich Gewitter auf dem Bike wirklich sind, wie du dich im Ernstfall richtig verhältst und was du unterwegs beachten solltest.
1. Wie gefährlich ist Motorradfahren bei Gewitter wirklich?
Die gute Nachricht: Motorräder sind im Vergleich zu Autos deutlich weniger anfällig für Blitzschläge – ganz einfach, weil du viel weniger Fläche und keine geschlossene Metallkarosserie hast. Blitze suchen sich hohe Punkte, große Objekte oder metallene Strukturen, die geerdet sind. Als Biker bist du selten das höchste Ziel.
Aber: Ganz ausschließen lässt sich ein Einschlag nie – vor allem, wenn du gerade auf freiem Feld oder einem Pass unterwegs bist. Außerdem lauern im Gewitter noch andere Gefahren:
Rutschige Straßen durch Starkregen
Sichtverlust durch Wind & Wasser
Gefahr durch umstürzende Äste, Geröll, Steinschlag
Panikreaktionen anderer Verkehrsteilnehmer
2. Vorbeugung ist das A und O
Der wichtigste Tipp: Plane mit dem Wetter. Im Sommer ist es fast tägliche Routine, gegen Nachmittag mit Gewittern zu rechnen – besonders im Gebirge. Also:
Starte Touren früh – idealerweise vormittags
Checke Wetter-Apps oder regionale Unwetterwarnungen
Fahr nicht auf gut Glück in dunkle Wolken hinein
Hab immer eine Notfallroute oder Ausweichplan im Kopf
Gerade rund um Bludenz, Arlberg oder den Bregenzerwald kann’s schnell ungemütlich werden – dort gibt’s aber auch viele Gasthöfe oder Unterstellmöglichkeiten.
3. Was tun, wenn das Gewitter dich erwischt?
a) Sofort raus aus der Gefahrenzone
Wenn du Donner hörst, ist das Gewitter weniger als 10 km entfernt. Jetzt gilt: Nicht mehr lange überlegen.
Halte an – aber sicher! Nicht mitten auf der Straße. Am besten auf einem Parkplatz, einem Hof oder beim Gasthaus.
Meide freie Flächen, hohe Bäume und Metallzäune.
Wenn möglich: Unterstellen – unter einem Vordach, an einer Mauer, NICHT unter Bäumen!
b) Bike abstellen – du bist keine Blitzantenne
Ein stehendes Motorrad ist weniger gefährdet als ein fahrendes. Stelle es sicher ab – auf Seitenständer oder Hauptständer, Gang rein, Helm ab.
c) Abstand halten zu Metall
Setz dich nicht direkt aufs Bike. Halte Abstand zu Metallteilen – auch Leitplanken, Zäunen, etc.
4. Weiterfahren im Regen – oder lieber abwarten?
Wenn es „nur“ stark regnet, aber kein Blitz mehr zu sehen ist, kannst du weiterfahren – mit Köpfchen.
Reduziere Tempo drastisch.
Fahr vorausschauend – Aquaplaning & Ölspuren sind heimtückisch.
Vermeide plötzliche Lenkbewegungen oder starkes Bremsen.
Nutze Regenkleidung, Helm mit Pinlock oder Antibeschlag.
Und: Mach Pause, wenn du dich unsicher fühlst. Nasse Straßen in Kombination mit Kälte, schlechter Sicht und Stress sind kein Spaß.
5. Und was ist mit Blitzschutzkleidung?
Es gibt spezielle Anzüge mit leitfähigen Fasern, die Blitze „ableiten“ sollen – ähnlich einem Faradayschen Käfig. Klingt spannend, ist aber teuer und unter Alltagsbedingungen meist unnötig. Wichtig ist: Keine metallischen Gegenstände offen am Körper tragen (große Schmuckstücke, Werkzeuge am Gürtel etc.).
Kein Grund zur Panik – aber zur Vorsicht
Motorradfahren bei Gewitter ist nicht per se lebensgefährlich – aber es braucht gesunden Respekt, einen klaren Kopf und gute Vorbereitung. Du bist nicht machtlos. Du kannst vorher planen, rechtzeitig reagieren und sicher unterkommen.
Wenn du öfter im Gebirge unterwegs bist, lohnt sich vielleicht ein kurzer Abstecher in unsere Werkstatt – wir checken Bremsen, Reifen und Elektrik, damit dein Bike auch bei Schlechtwetter sicher rollt. Denn egal wie’s Wetter wird: Du bist lieber vorbereitet, als überrascht.
Bleib trocken, bleib sicher – und genieß den Sommer!