Motorradhelm kaufen: Was er wirklich können muss (und wie du den perfekten findest)
Warum dein Helm kein „Zubehör“ ist – sondern dein wichtigstes Performance‑Teil
Klar, Reifen und Bremsen sind entscheidend. Aber der Helm begleitet jede Sekunde deiner Fahrt – entscheidet, wie gut du siehst, wie konzentriert du bleibst, wie fit du nach 200 Kilometern bist. Ein moderner Helm liefert dir: Sicherheit, Ruhe im Kopf, klare Sicht und weniger Ermüdung. Kurz: Er macht dich schneller, sicherer und entspannter.
1) Sicherheit zuerst: ECE 22.06 ist der neue Standard
Wenn du 2025 einen Helm kaufst, achte auf ECE 22.06. Diese Norm testet strenger als die alte 22.05 – u. a. mehr Aufprallpunkte, höhere und niedrigere Aufprallgeschwindigkeiten und schräge (oblique) Einschläge zur Beurteilung von Rotationsbeschleunigungen. Ergebnis: besserer Schutz in realistischeren Sturzszenarien.
Österreich‑Update: Seit 1. Jänner 2025 dürfen Händler nur mehr Helme nach 22.06 (oder gleichwertig) verkaufen. Verwenden darfst du ältere, intakte 22.05‑Helme weiterhin – aber für Neukauf führt kein Weg an 22.06 vorbei. Braincaps & Co. ohne ECE sind tabu.
Helmtragen ist Pflicht – für Fahrer:innen und Mitfahrende.
2) Die richtige Bauart: Vollvisier, Klapphelm, Jet – was passt zu dir?
Vollvisier (Full‑Face): Maximum an Schutz & Aerodynamik.
Klapphelm (Modular): Flexibel im Alltag. Achte auf P/J‑Doppelhomologation, wenn du gelegentlich offen fahren willst – nur dann ist die Nutzung in beiden Konfigurationen wirklich zugelassen.
Jet/Retro: Luftig und stylisch in der Stadt – auf der Passstraße aber weniger Schutz am Kinn.
Pro‑Tipp: Wenn du oft pendelst oder mit Brille fährst, ist ein guter Klappmechanismus Gold wert. Für sportliche Touren auf Faschina & Co.: eher Vollvisier.
3) Passform = Performance: So sitzt ein Helm wirklich richtig
Ein teurer Helm nützt nichts, wenn er nicht passt. So prüfst du die Passform:
Snug fit: Der Helm muss rundum satt anliegen (Stirn, Seiten, Hinterkopf), ohne Druckschmerz.
Bewegungstest: Kinnriemen schließen, dann Helm vorne/hinten/seitlich kräftig schieben. Rutscht er deutlich → zu groß.
5‑Minuten‑Test: Helm mindestens 5–10 Minuten aufbehalten. Kommt Druck → andere Größe/Innenpolster.
4) Visier & Sicht: Anti‑Fog, Pinlock, Sonnenblende
Gute Sicht = Sicherheit. Achte auf:
Pinlock® Anti‑Fog (oder gleichwertig): Eine zweite, feuchtigkeitsaufnehmende Innenlinse mit Dichtlippe erzeugt den „Doppelglas‑Effekt“ – kein Beschlagen, auch bei Alpaufzug & Regen.
Sonnenblende (integriert): Praktisch – und unter 22.06 strenger geprüft (u. a. Diffraction/Marking).
Photochrom‑ oder getönte Visiere: Achte auf Zulassung und Lichtdurchlässigkeit (für Nachtfahrten ungeeignet, wenn zu dunkel).
5) Belüftung & Akustik: Bleib cool – und konzentriert
Belüftung: Intelligente Kanalführung (Kinn, Stirn, Hinterkopf) verhindert Hitzestau und reduziert Beschlag.
Lautstärke: Ruhe = Fokus. Ein leiser Helm schlaucht dich weniger und hält dich auf langen Bregenzerwald‑Runden frisch. (Kein offizieller Grenzwert – probefahren, Ohrstöpsel bereithalten.)
Weniger Lärm, weniger Vibrationen, weniger Stress – du fährst präziser und länger.
6) Material & Gewicht: Polycarbonat, Fiberglas, Carbon
Polycarbonat: robust & preiswert, tendenziell etwas schwerer.
Fiberglas/Composite: guter Mix aus Gewicht & Dämpfung.
Carbon: maximal leicht, oft teuer – top für lange Touren.
Wichtiger als das Material: Wie der Helm die Norm 22.06 erfüllt – und wie er dir passt.
7) Verschluss & Notfall‑Features
Doppel‑D: Klassiker mit feinster Justierung, beliebt im Sport/Track.
Mikrometrisch/Ratsche: Schnell & bequem im Alltag.
EQRS (Emergency Quick Release): Wangenpolster lassen sich im Notfall schnell ziehen – erleichtert die Abnahme. (Kein Muss, aber starkes Plus.)
8) Kommunikation & Zubehör
22.06 sieht u. a. Prüfungen für Komponenten (Visiere/Sonnenblenden, Roll‑off‑Varianten, zusätzliche Testbedingungen) vor; Hersteller dokumentieren Kompatibilität zunehmend genauer. Wenn du Intercoms nutzt, setz auf Helme mit vorgesehenen Aufnahmepunkten/Kabelführungen und beachte, was der Hersteller freigibt.
9) Haltbarkeit & Austausch: Wann wird’s Zeit für einen neuen?
Nach einem Sturz/Impact immer ersetzen – auch wenn äußerlich wenig zu sehen ist. (EPS kann komprimieren.)
Intervall: Die Snell Foundation empfiehlt ca. 5 Jahre ab erstem Gebrauch – abhängig von Nutzung/Pflege. Shoei nennt ebenfalls ca. 5 Jahre als Richtwert. Prüfe zusätzlich die Hersteller‑Garantie (oft 5 Jahre ab Kauf bzw. 7 Jahre ab Produktion).
Praxis: Schweiß, Sonnencreme, UV‑Licht und Putzen setzen Innenleben & Kleber zu. Wenn Polster weich werden, wird der Helm gefühlt größer → Sicherheitsrisiko.
10) Recht & Alltag in Österreich – kurz & knackig
Helmpflicht für Fahrer:in und Mitfahrende.
Neukauf 2025: Nur noch 22.06 im Handel (Verwendung älterer ECE‑Helme weiterhin erlaubt).
Tipp für Reisen: Andere Länder, andere Sitten (Reflektorenpflicht in FR/IT etc.). Vorab checken!
Die 60‑Sekunden‑Kauf‑Checkliste (speichern, mitnehmen)
Norm: ECE 22.06 am Etikett/Prüfnummer
Bauart passend: Vollvisier für Pässe, P/J beim Klapphelm, Jet nur für City
Passform: fester Sitz, kein Spiel, 5‑Minuten‑Test bestehen
Sicht: Pinlock®‑vorbereitet/inklusive, klare Sonnenblenden‑Kennzeichnung
Belüftung & Lautstärke: probefahren, Stirn/Kinn‑Vent prüfen
Verschluss & EQRS: Bedienbar mit Handschuhen, EQRS wünschenswert
Intercom‑Tauglichkeit: Vorbereitung/Herstellerfreigaben beachten
Gewicht: Langstrecken‑Komfort (Composite/Carbon, wenn Budget passt)
Service & Ersatzteile: Innenpolster/Visiere nachkaufbar
Dokumentation: Herstellergarantie & Pflegehinweise checken
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